Friederike Andrian zieht es vor, sich in den Debatten der Kainiten nicht allzu laut zu Wort zu melden; dennoch kennt fast jeder ihr Gesicht, denn schon vor dem Mauerfall wurde die Toreador in Dresden gezeugt und hat sich seitdem auch nur für kürzere Reisen außerhalb der Stadt bewegt.
Häufig wandert sie einfach durch die Stadt und läßt diese auf sich wirken. Sie ist noch nicht alt genug, um den Sethskindern ganz fremd zu sein, aber sie ist auch nicht mehr so jung, als daß sie nicht begonnen hätte, sich darüber Gedanken zu machen und zu beobachten, wie die Schönheit der Sterblichen immer schneller vergeht, während sie selbst und Ihresgleichen scheinbar dieselben bleiben. Inzwischen hat sie begonnen sich zu fragen, ob es Möglichkeiten gibt, Schönheit zu bewahren oder vielleicht sogar durch eigene Fertigkeiten herzustellen oder wiederherzustellen, und setzt sich einstweilen vor allem mit der Kunst der Photographie auseinander.