Das schöne Wetter am Abend des vierten Juli nutzten einige
Kainskinder der Domäne Dresden, um die Möglichkeiten zu nutzen, die sich in der
Stadt ergeben können. So fanden sich Herr Cless, der Seneschall, ebenso ein wie
Frau Weber und kurz darauf auch Frau Sesemann, Herr von Schleier und Frau
Carrera. Rufus tauchte kurz danach auf.
Die Gespräche wurden natürlich von Frau Carreras
bevorstehender Hochzeit ebenso geprägt wie von den Ereignissen um Orszagh, ein
jeder hatte das unbestimmte Gefühl, daß sich noch etwas zusammenbraue, was
nicht an den immer mal wieder einsetzenden Schauern lag. Für ein wenig
Erheiterung sorgte die Stadtvögtin mit der Geschichte um das ihr zugelaufene
Känguru, welches nun in ihrem Garten ihre Rosen genüßlich anknabbere.
Den sanften Nieselschauern entging man am Zugang zum
Nymphenbrunnen oder am Kronentor, zu welchem sich auch Deliah gesellte.
Rufus hingegen, der sich aufgrund einiger unbedachter Äußerungen der
Anwesenden sehr beherrschen mußte, hielt sich etwas abseits und verabschiedete
sich schon bald.
So bemerkte er nichts mehr von dem Mann, der schon eine
ganze Weile um die Dresdner Kainskinder herumschlich und sich dann an Deliah
wandte, um ihr eine Botschaft zu überreichen, woraufhin er in Richtung
Postplatz verschwand.
Deliah, völlig überrascht, zog sich erst einmal zurück, um
die Nachricht zu lesen, doch kehrte sie bald aufgeregt wieder zurück. Mit den
Worten, daß es die gesamte Domäne angehe, überreichte sie dem Seneschall den
Brief. Angespannt zog man sich in eine Ecke am Mathematisch-Physikalischen
Salon zurück und las gespannt den Brief, der auf Menschenhaut in alt anmutenden
Schriftzeichen geschrieben wurde.
Es keimte bald die Vermutung, daß dieser Brief von einem
Tzimisce stammte, der die Mitglieder der Domäne Dresden auf sein Gut einlud,
damit sie ihm den Schwarzen Herrgott überreichen und er ihnen dafür bei der
Bewältigung der Probleme mit Orszagh hilft. Skepsis machte sich ob dieser
Einladung breit, kann man den Worten jemanden dieses Clans trauen? Insbesondere
Frau Weber wirkte deutlich zurückhaltend.
Frau Sesemann machte sich zusammen mit Herrn von Schleier
auf, den Brief weiter zu untersuchen und zu vervielfältigen, als Herr von der
Wettern auftauchte. Von seinem Seneschall in Kenntnis gesetzt rief er die
Stadtvögtin kurzerhand zurück, um selbst den Brief zu besehen. Er kenne wohl
die Gegend und würde bei einem Bekannten in der Nähe Erkundigungen einholen,
was von der Einladung zu halten sei.
Aller schönen Worte zum Trotz, bei den Anwesenden blieb eine
gewaltige Skepsis und Ungewißheit bezüglich dieses Briefes.