Ein Sommernachtstraum sollte es werden, ein Abschiedsfest für den Sommer und ein Willkommen für den Herbst. Am Abend des 24. September fand auf Schloß Seifersdorf ein Ball der besonderen Art statt, sollte doch jeder Gast als eine Verkörperung aus den Werken William Shakespeares erscheinen. Die Wahl der darzustellenden Figur sowie das dazugehörige Kostüm war jedem freigestellt, und so erwarteten alle den Abend in freudiger Spannung.
Katharina Sesemann empfing die Gäste am festlich beleuchteten Eingang des Schlosses, gemeinsam mit Eliabetha Wohlheim, die auf der Gästeliste sowohl die Namen der Person als auch der jeweiligen Rolle festhielt. Man staunte nicht schlecht ob der vielfältigen Verkleidungen und Ideen, waren doch einige recht typisch, andere jedoch sehr ungewohnt und überraschend.
Nachdem sich die Gäste im Schloß ein wenig umsehen und Prinz von der Wettern den Freiberger Prinzen, Karl Johann von Dohna, in dem eigens für ihn eingerichteten Zimmer begrüßen konnte, fieberte man der Eröffnung des Balles entgegen. Der Dresdner Prinz beließ es bei seiner Willkommensrede und dem Abgesang auf den Sommer bei wenigen Worten, vielmehr oblag es Frau Wohlheim, die anwesenden Figuren der Werke Shakespeares aufzurufen, damit diese sich mit einem kleinen Vers aus der Feder des großen Dichters selbst vorstellen konnten. Die Liste, die dafür von Eliabetha benutzt wurde, versetzte viele in Erstaunen, war es doch eine drei Meter lange Rolle!
Manch einer faßte sich recht kurz, sowohl seiner eigenen als auch der Natur seiner Rolle entsprechend, einige ließen die Worte des Meisters gar in dessen eigener Sprache erklingen.
Nachdem die Vorstellung der Anwesenden einmal etwas anders geschah, stellten sich noch die beiden Gäste des Abends bei Prinz von der Wettern vor: Edgar Clavins und Johann Jakob Hammelrath, die beide von Dresdner Domänenmitgliedern eingeladen wurden.
Entgegen der Hoffnungen und Einladungen fand sich nur ein weiterer Gast aus Freiberg neben seinem Prinzen ein: Zacharias von Hohenstetten.
Nachdem nun diese Form gewahrt wurde, schlug Hjorka Tjälvasford zur gemeinsamen Erbauung einen gemeinsamen Tanz vor, wie es zu Zeiten Shakespeares selbst auch üblich gewesen war. Nicht also irgendein Tanz, sondern ein Branle namens „Maître de la Maison“. Nachdem alle Aufstellung bezogen hatten, erklärte Hjorka die einfachen Schritte, man übte kurz gemeinsam und tanzte dann den alten höfischen Tanz. Anschließend wurde der Ballabend eröffnet, doch fanden sich zunächst nur wenige Tanzwillige. Allen voran wiederum Hjorka Tjälvasford, der jede anwesende Dame zum Tanz aufforderte, was ihn bei der ein oder anderen jedoch etwas Überzeugungsarbeit kostete. Doch fanden sich im Laufe des Abends auch noch weitere Herren, die zu einem Ball gekommen waren, um zu tanzen: Johann Hammelrath, Gregor Iulian und Rufus forderten ebenso Damen auf und schwangen das Tanzbein.
Trotz der Maßgabe des Prinzen, an diesem Abend zu feiern und alles Geschäftliche ruhen zu lassen, fanden sich kleinere Grüppchen, um wichtige Dinge zu besprechen.

Der Abend versprach, recht vergnüglich zu werden, doch plötzlich begann Katharina Sesemann, vollends mit ihrer Rolle zu verschmelzen und hielt sich für Katharina von Aragon, die Königin Englands und ihre gewählte Rolle. Entsprechend erbost über die Unverfrorenheit, mit welcher der gemeine Pöbel ihr entgegentrat, hielten es die Übrigen für besser, sie hinaus in den Park zu geleiten, in der Hoffnung, daß sie sich beruhigen würde.
Während man noch rätselte, was genau passiert war, erschien die nach draußen verschwundene Königin plötzlich wieder auf ihrem Stuhl, den sie doch vor einigen Minuten verlassen hatte! Aufgebracht erklärte sie, daß sie ihren Stuhl nie verlassen hatte, ja regelrecht starr dort saß und das Spektakel mit eigenen Augen verfolgte, wie sie sich als Königin erboste und nach draußen ging. Wütend herrschte die Stadtvögtin die anwesenden Tremere an, das Ganze zu untersuchen, als der nächste Tumult begann. Christian Cless in seiner dargestellten Rolle als der Luftgeist Ariel vermißte plötzlich seine Kräfte, war dafür umso froher, seinen Gefährten Caliban anzutreffen, dennoch blieb er verunsichert ob seiner fehlenden Macht über den Wind. Während Helene Weber und Thiérry Etiènne überlegten, was vorgefallen sein könnte, versuchten Rufus, Deliah Rodriguez und Albrecht von Carlowitz, den aufgebrachten Luftgeist zu beruhigen. Doch auch hier verschwand er nach ungefähr einer Viertelstunde und Christian Cless fand sich an der Stelle wieder, an der er plötzlich begann, als Luftgeist zu handeln. Überlegungen verschiedenster Art wurden laut, angefangen mit der Besessenheit durch Geister, mit der man sich in Dresden ja bereits auskannte und da man sich auch in einem Schloß aufhielt, bei dem der dazugehörige Schloßgeist sicher nicht fern war, über eine anderweitige magische Beeinflussung. Schnell fand man jedoch eine Gemeinsamkeit heraus: beide hatten jeweils einen Gegenstand berührt, der nicht so recht in die Raumkonzeption passen wollte. Frau Sesemann eine Fledermaus aus Plüsch und Herr Cless einen Kinderabakus aus Holz. Sowohl Lysander Siebenschuh als auch Johann von Schleier untersuchten mit ihren Fähigkeiten die beiden Gegenstände, jedoch mit dem Resultat, daß sich beide in ihren dargestellten Rollen befanden. Während sich also Macduff auf die Suche nach Macbeth machte, begann Timon von Athen, sein Gift zu versprühen. Prinz von der Wettern, der das Spektakel zunächst für eine äußerst gelungene Interpretation der jeweiligen Rollen hielt, war begeistert und so begann ein gespieltes Gerichtsverfahren zwischen ihm als Richter sowie Timon von Athen und Apemanthus.

Bei denjenigen, welche die Gefahr erkannten, breitete sich jedoch Sorge aus und man beschloß, die Gegenständ sicher zu verwahren. Allen voran wurden hier die Tremere aktiv, jedoch etwas spät, da Annabelle of Aubris ebenfalls in ihre Rolle als Titania schlüpfte und die Rosen im Rosengarten bewunderte. Die Fledermaus wurde kurzerhand in einen dicken Mantel gewickelt, möglichst ohne sie direkt zu berühren. In einem Gang hinter verschlossener Tür begann Haus und Clan, die Fledermaus zu untersuchen, wobei jedoch Zacharias von Hohenstetten ebenfalls für einige Zeit die Wesenszüge seiner dargestellten Figur übernahm. Herr Siebenschuh, inzwischen wieder Herr seiner Sinne, beteiligte sich daran. Nun stand die Frage im Raum, wie mit dem Abakus verfahren werden sollte. Ferdinand van Amersfoort lieh sich die Schaufel von Rufus, der den Totengräber von Hamlet darstellte, aus und brachte sie damit nach draußen, jedoch lief ihm dabei Prinz von der Wettern über den Weg, der den Abakus ungläubig berührte – und daraufhin allesamt zur Heiligen Messe zusammenrief. Der Abakus wurde im Hof verstaut und dann verpackt, jedoch schien es auch Herrn van Amersfoort erwischt zu haben, denn Horatio machte sich plötzlich auf die Suche nach Hamlet. Die Tremere rätselten solange über die merkwürdigen Gegenstände, während im großen Saal erneut Tumult ausbrach und eine Person wie aus dem Nichts auftauchte – Tshaya, die Ravnos aus Prag. Laut forderte sie Genugtuung für das, was ihr angetan wurde, denn während des Abends konnten ja alle zur Genüge erleben, zu was eine verärgerte Ravnos alles fähig war. Spätestens jetzt wurde allen klar, daß der Spuk auf Tshayas Konto ging, denn die in Prag versprochene Gegenleistung, einen Besuch in der Domäne Dresden, wurde bei ihrem Besuch rüde gebrochen, als man sie der Unruhe im Raum verdächtigte, sie pflöckte und grausam verstümmelte. Nun forderte sie die ihr versprochene Nacht ein, ohne um Leib und Leben fürchten zu müssen. Prinz von der Wettern, der die geballte Macht seiner Persönlichkeit verströmen ließ, wodurch Tshaya jedoch unbeeindruckt blieb, bedankte sich zwar für das Amusement des Abends, eine Heimsuchung der Ravnos, zumal eine als blutig und verderbend angekündigte, wollte er nicht riskieren und gewährte ihr den Wunsch, allerdings unter Aufsicht von Katharina Sesemann. Das die Stadtvögtin darüber nicht gerade glücklich war, konnte sich ein jeder denken. Nachdem Tshaya verschwand und sich alle wieder beruhigten, rief der Prinz alle Anwesenden noch einmal zusammen. Er dankte für den wunderbaren Abend, die gelungenen Kostüme, die kreative Darstellung der Figuren und das Vergnügen dieses Balles. Zwei Personen jedoch wollte er mit einer Urkunde und einem besonderen Geschenk belohnen: Katharina Sesemann (für deren sehr gelobtes Kostüm sich der Prinz verantwortlich zeichnete) für die beste Darstellung der Rolle und Deliah Rodriguez für die gelungene Interpretation und das dazugehörige Kostüm. Beide erhielten eine Urkunde und eine kleine Phiole mit etwas sehr Besonderem – Feenblut, wenn auch nur wenige Tropfen. Der Abend, der für einige Überraschungen sorgte, sollte somit angenehm ausklingen, jedoch kam es noch zu einem Streit zwischen der Stadtvögtin und den Tremere, als die Gangrel erfuhr, daß sich die beiden mysteriösen Gegenstände auf Wunsch des Prinzen im Gildehaus befanden.

 

Die Darsteller und ihre Rollen

Ferdinand van Amersfoort: Horatio
Annabelle of Aubris: Titania
Albrecht von Carlowitz: Richard III.
Isabella Maria von Charlottenberg-Nassau: Titania
Valejev Chrustschnick: Hamlet
Edgar Clavins: Graf von Kent
Christian Alexander Cless: Ariel
Karl Johann von Dohna: Macduff
Thiérry Etiènne: Angelo
Johann Jakob Hammelrath: Apemanthus
Zacharias von Hohenstetten: Bruder Lorenzo
Gregor Iulian: Caliban
Deliah Rodriguez: Ophelia
Rufus: Totengräber
Johann Siegfried von Schleier: Macduff
Katharina Sesemann: Katharina von Aragon
Lysander Siebenschuh: Timon
Hjorka Tjälvasford: Narr
Wilhelmine Waldbach: Portia
Harold Winston of Warwick: Oberon
Helene Weber: Hamlet
Franz Frederik von der Wettern: Erzbischof von Canterbury
Eliabetha Wohlheim: Viola
 

Die darauffolgende Nacht sollte im Zeichen von Vorträgen und Politik stehen. Nach der festlichen Atmosphäre der vergangenen Nacht erwartete die Gäste zunächst ein Vortrag von Rufus, der sich mit den Traditionen der Camarilla befassen sollte. Die Idee zu diesem Vortrag kam während einer Diskussion zwischen den Domänenmitgliedern, und der Prinz gab Rufus, der sich stark für eine strikte Einhaltung einsetzte, die Gelegenheit, sein Anliegen vor einem großen Publikum kundzutun. Auch Bazura, der Primogen der Nosferatu, war dazu anwesend. Nachdem er Platz genommen hatte, nutzten die Anwesenden die Möglichkeit, ihn zu begrüßen oder, wie im Falle von Gregor Iulian oder Johann Hammelrath, sich ihm vorzustellen. Annabelle of Aubris und ihr Bruder im Blute versäumten diese Gelegenheit zunächst. Inzwischen ließ sich der Dresdner Prinz von den Tremere die Ergebnisse der Nachforschungen bezüglich der beiden Gegenstände mitteilen. Nach dem Auftritt sowohl des Freiberger als auch des Dresdner Prinzen ließ der erste Vortrag auch nicht mehr lange auf sich warten und Rufus begann. Auch kamen, wie von ihm angedacht, einige Zwischenfragen auf, aus denen sich kleine Diskussionen entwickelten. Die größte Überraschung erlebte man jedoch am Ende des Vortrages, als Rufus, dem die Maskerade besonders am Herzen lag, eine Firma vorstellte, die „Probleme beseitigt, ehe sie zu einem Maskeradebruch werden“ und die sich vorrangig mit der Säuberung von Tatorten und der diskreten und unauffälligen Entsorgung von ungewollten Leichen befaßt.

Die Pause zwischen den Vorträgen wurde für weitere Gespräche genutzt oder man labte sich an der Bar. 

Imogen Harrower hielt den zweiten Vortrag, zu einem selbstgewählten militärischen Thema, da sie bei der Manöverübung im Frühjahr nichtanwesend sein konnte. So sprach sie über die Schottischen Unabhängigkeitskriege, vorrangig über die Figur des William Wallace, aber dabei streifte sie noch allerhand weitere Themengebiete und gab einen sehr weitläufigen Überblick.

In der folgenden Pause sorgte Gregor Iulian für Aufsehen, als er plötzlich sein Spiegelbild vermißte und schrie, daß die Welt zusammenstürze und er es aufhalten müsse. Sofort begann er damit, Stühle umzuwerfen, sie zusammenzubinden und Zeichen aus Kreide zu malen, jedoch hielten ihn die anderen beiden Malkavianer und die Statdvögtin davon ab und brachten ihn hinaus. Bei der Untersuchung der Fenster, in denen der Malkavianer sein Spiegelbild vermißte, stellte man fest, daß auch Imogen Harrower über keines verfügt, was bei ihr jedoch den Normalzustand darstelle, wie sie versicherte. Mit einem kleinen Handspiegel stellte die Stadtvögtin fest, daß es wohl nicht am Fenster lag, sondern tatsächlich an Herrn Iulian selbst.

Im Anschluß erfolgte der Primogensrat der anwesenden Erstgeborenen, bei dem Albrecht von Carlowitz aufgrund seiner Geschäfte und der veränderten Situation in Pirna seinen Rücktritt bekannt gab. Als Nachfolger benannte er Christian Alexander Cless, der für den Posten des Primogens jedoch seinen bisherigen als Seneschall aufgeben müsse, darüber waren sich die Anwesenden einig. So zerbrach man sich den Kopf über einen potentiellen Nachfolger, beschloß jedoch, diese Entscheidung aufzuschieben und die Aufgaben des Seneschalls zwischen Erhardt Robrugk, dem Hüter des Elysiums und Katharina Sesemann, der Stadtvögtin aufzuteilen. Mehrere Kandidaten wurden genannt, eine Entscheidung steht jedoch noch aus. Die Sitzung wurde rüde unterbrochen, als Herr van Amersfoort plötzlich begann, mit einer unsichtbaren Person zu streiten. Als die Kerzen begannen, durch die Luft zu schweben und der Malkavianer erklärte, dies sei auf seinen Poltergeist zurückzuführen, ordnete der Prinz eine Pause an, damit sich die Situation wieder beruhigen könne.
Nach der Pause wurde die übrigen Themen besprochen, die neue Situation in Pirna, die Leichenfunde und die damit verbundenen Konsequenzen.

Draußen sorgte Johann Hammelrath für eine lebhafte Diskussion über hebräischen Weinanbau, die Feinheiten der religiösen Aspekte in der hebräischen Sprache sowie der daraus resultierenden biblischen Bedeutung. Wilhelmine Waldbach jedoch hatte andere Sorgen, zeigte sich doch erneut ihre Gabe und schenkte ihr eine Vision, die ihr gar nicht gefallen wollte. Mit Rufus und Katharina Sesemann untersuchte sie den gesehenen Ort, denn er befand sich gleich hier in der Nähe. Bestürzt stellte sie fest, daß wohl doch einiges wahr war von dem, was sie gesehen hatte.
Nach der Beendigung des Primogensrates wurden die Beschlüsse verkündet und Herr Cless trat offiziell als Seneschall zurück, um sich fortan als Primogen um die Belange seines Clans kümmern zu können. Bazura erklärte Gorbitz zu seiner Domäne und ein jeder habe sich telefonisch zu melden, bevor er einen Fuß in dieses Gebiet setze. Danach ging er seiner Wege.
Während Frau Sesemann und Frau Waldbach den Prinzen über die unangenehmen Neuigkeiten informierten, kam es zwischen Herrn Cless und Herrn Siebenschuh zu einem Streit mit ernsten Anschuldigungen, dessen Konsequenzen noch zu erwarten sind.

Plötzlich verlosch das Licht und die Geräusche zahlreicher Tiere erklangen. An einer Wand entstand scheinbar aus dem Nichts der Schatten eines Raben, der krächzend eine Erinnerung seiner Herrin überbrachte. Ein Jahr der Frist sei bereits vergangen, und er erinnerte die Domäne an das gegebene Versprechen, denn auch, wenn es die Gangrel gegeben hatten, hatte die gesamte Domäne einen Nutzen davon und alle müßten somit mit dem Zorn seiner Herrin rechnen, sollte die Frist ungenutzt verstreichen. Doch beruhigte ihn die Stadtvögtin, man werde die Frist einhalten und arbeite an einer Lösung.
Mit den Anweisungen des Prinzen bezüglich des Verfahrens mit den Neuigkeiten, weiteren Ausführungen des Herrn Hammelrath sowie einem sehr persönlichen Gespräch zwischen dem Prinzen und Albrecht von Carlowitz endete schließlich auch dieser Abend.