Eine Hochzeit ist unter Sterblichen eine besondere Angelegenheit und um so seltener und aufsehenerregender ist sie in kainitischen Kreisen. Wenn einer der Ehepartner noch dazu sterblich ist, mag dies als zuverlässiger Ausgangspunkt sowohl für Klatsch und Tratsch als auch für ein berauschendes Fest gelten.

So geschah es auch am 24. Oktober, daß Isabella Maria, nun Gräfin von Charlottenberg-Nassau, ihre Hochzeit mit Graf Adalbert im Kreis der kainitischen Bewohner Dresdens und ausgewählter Gäste feierte. Zu diesem Anlaß erschien einige Prominenz, so Donna Elena d´Este, die Erzeugerin von Isabella, ebenso wie Anthony Fitzgerald de Clare, seines Zeichens wichtiger Entscheidungsträger im Clan Ventrue. Doch auch andere Bekannte weilten hier, so der Nosferatu Gianlucca Fantucci und der als Zeremonienmeister und Croupier fungierende Alfredo Carlotti. Neben Albrecht von Carlowitz und Christian Cless war noch weitere Ventrue anwesend. Carl von Clausewitz, ein Nachfahre des Verfassers eines der berühmtesten Werke der Militärgeschichte, erschien mit dem Dresdner Primogen, die Freiberger Karl Johann von Dohna und Frank Mahlbach hielten sich gerade in Dresden auf und beehrten die Braut mir ihrer Anwesenheit.

Eine Hochzeit schreit geradezu nach „Ball“ und „Gesellschaft“, und so war es nicht weiter verwunderlich, daß sich ebenso viele Toreador einfanden. Neben Prinz von der Wettern, Wilhelmine Waldbach, Alexander Pfeifer, Erhardt Robrugk, Friederike Andrian und Hjorka Tjälvasford weilten ebenso Gäste hier. Eliabetha Wohlheim schenkte dem Paar eine ausgezeichnete Hochzeitstorte, von der einige Kainskinder sogar probieren konnten, während andere ob dieser seltsamen Zurschaustellung menschlichen Verhaltens pikiert waren. Dora Winkler, eine begabte Tänzerin aus Innsbruck und Begleitung von Herrn Robrugk sowie der in Hollywood wirkende Alf Mainert samt seiner kürzlich freigesprochenen Blutsschwester vervollständigten den illustren Reigen.
Für erstaunte Blicke sorgte Rufus, zum einen wegen seiner Kleidung, zum anderen wegen seiner Fertigkeit im Tanz, die ihm anscheinend nicht jeder zugetraut hätte.
In Valejev Chrustschnicks Begleitung fand sich eine junge Brujah namens Juliette von Schwarzenberg, und Florentine Brettschneider aus Freiberg fügte dem Clan der Gelehrten eine glänzende Note hinzu.
Als einzige Frau in Hosen, wofür sie aufgrund ihrer Amtskette von der Braut einen Dispens erhielt, war Katharina Sesemann auf die Sicherheit der Gäste bedacht.
Auch Ferdinand van Amersfoort gab sich für einen kurzen Besuch die Ehre.
Von Haus und Clan Tremere fanden sich Helene Weber und, frisch eingetroffen aus England, Imogen Victoria Harrower ein. Aufgrund der kürzlichen Ereignisse war der Umgang mit den beiden eher zurückhaltend und Frau Weber mußte sich manche Spitze gefallen lassen.

Nachdem alle Gäste begrüßt wurden, einen kleinen Umtrunk erhielten und sich miteinander bekannt machten, bedankte sich die Gräfin für das zahlreiche Erscheinen, stellte ihre Ehrengäste vor und wünschte einen unvergeßlichen Abend.

„Ich bin kein guter Redner, die Rhetorikseminare an seiner Kaiserlichen Majestät Akademie waren doch recht kurz.“

Ungewohnt selbstironisch begann Albrecht von Carlowitz seine Rede, die bei den Anwesenden erheitert aufgenommen wurde. Auch er gab seine Glückwünsche zum Besten und äußerte seine wohlwollende Meinung bezüglich Isabellas Karriere als Hüterin von Geschmack und Etikette.
Anschließend lauschte man zu Ehren der Braut der italienischen Hymne und darauf folgte der Hochzeitswalzer des Paares, im Anschluß folgte der gemeinsame Walzer mit den Gästen. Doch auch der Prinz ließ es sich nicht nehmen, einige Worte an das Brautpaar zu richten und zitierte aus Dantes „Göttlicher Komödie“, jedoch folgten ihm nur wenige, zu gefangen war man von der Atmosphäre des Abends.
Nach dem Hochzeitswalzer war die Tanzfläche für alle geöffnet, und auch wenn besonders häufig Erhardt Robrugk mit Dora Winkler und Friederike Andrian mit Hjorka Tjälvasford tanzten, so wagten sich besonders am Beginn des Abends auch mehrere weitere Paare auf die Tanzfläche, so daß sie nur selten gänzlich leer war.

In der Zwischenzeit konnten sich die anderen Gäste im speziell eingerichteten Casino bei Roulette, Black Jack und Poker vergnügen, was auf sehr großen Anklang stieß und für viel Erheiterung sorgte, insbesondere als Prinz von der Wettern mehrere Zahlen beim Roulette richtig vorhersagte.
Nachdem sich die ersten Gäste verabschiedeten, lud die Gräfin alle Übrigen zu einem abschließenden Walzer ein. Ein letztes Mal füllte sich die Tanzfläche, im Anschluß löste sich die Gesellschaft langsam auf.
Übrig blieb die Erinnerung an ein gelungenes Fest, wenn dem einen oder anderen auch der Anlaß geschmacklos erschien, und an viele interessante Stunden.